„Kooperation ist eine Form der Arbeit, bei der mindestens zwei Handelnde die Verwirklichung eines zwischen beiden kommunikativ ausgehandelten Zieles anstreben und bei der bereits im Entwurf die Beteiligung des anderen gewährleistet ist. Wichtige Aspekte für Kooperationen im Kontext von Angeboten Kultureller Bildung können auch daraus abgeleitet werden.“1
Die Erwartungen an die eigene Wirksamkeit in Kooperationen wären dieser Definition von Kooperation nach entscheidend für deren Erfolg, wenn „…bereits im Entwurf die Beteiligung des anderen gewährleistet ist.“. Aus meiner Erfahrung als Kulturagent für kreative Schulen kann ich sagen, dass Kooperationen im Rahmen des gleichnamigen Modellprogramm in der Regel von Schulen ausgingen. Diese suchten Kooperationspartnerinnen zur Erreichung ihrer zuvor selbst gesetzten Ziele. Für die angesprochenen Kooperationspartnerinnen war damit häufig der Rahmen der Kooperationen bereits vorgegeben, innerhalb dem sie wirken sollten. Welche Rahmen sie aber tatsächlich benötigten, z.B. als bildende Künstler*innen, stellte sich häufig erst im Laufe der Prozesse heraus. Und hier lag es an dem Grad der Erwartungen der Kunstschaffenden an ihre Wirksamkeit und damit an ihren persönlichen Erfahrungen, ob die Bedingungen für künstlerisches Arbeiten in Schulen angepasst wurden, so dass die Kinder und Jugendlichen sich in den künstlerischen Prozessen möglichst frei erfahren konnten. Sie forderten selbstbewusst die von Ihnen benötigten Rahmenbedingungen ein.
Wenn dieser persönliche Einsatz der kooperierenden Kunstschaffenden oder im Falle des Kulturagentenprogramms, der zusätzliche Einsatz der Kulturagentinnen, nicht stattfand, fiel auch das Ergebnis der Kooperation schnell ernüchternd für die Schule aus, so dass an diese Kooperationserfahrungen eher nicht wieder angeknüpft wurde. Die Erwartungen der initiierenden Schulen, dass die viel gepriesene Wirksamkeit von Kunstschaffenden im Kontext Schule so oder so stattfindet, sobald diese anwesend sind, nach dem Motto: „So jetzt sind sie ja da, machense Mal, bewirken sie mal eine Förderung des allgemeinen Lernverhaltens!“ können sich so nicht erfüllen. Die Schlussfolgerung in dem Fall für beide Partnerinnen: „An so einem Projekt beteilige ich mich nicht nochmal.“ hatte weitreichende Konsequenzen. Ähnlich wie unzufriedene Kundinnen eine schlechte Dienstleistung in ihrem Umkreis teilen und zum Nachteil der Dienstleisterinnen beitragen, waren hier auch die Folgen: In den jeweiligen Netzwerken wurde eher schlecht übereinander geredet.
Raum für die Selbstwirksamkeit der anderen, sich selbst und damit für die persönlichen Ressourcen der mitwirkenden Individuen in Kooperationen von vorne herein einzuplanen, würde ich aus meiner Berufspraxis als ein wichtiges Erfolgskriterium für Kooperationen empfehlen. Praktisch heißt das, über den obligatorischen Austausch vor dem Beginn und nach dem Abschluss hinaus Reflektionsräume im laufenden Prozess zu planen, an denen möglichst alle Akteur*innen einer Kooperation mitwirken, um sich zu den unterschiedlichen Perspektiven, Erwartungen und Erfahrungen in den Prozessen auszutauschen. Zu den Erwartungen und Überraschungen zu der eigenen Wirkung von anderen zu erfahren, führte immer zu passgenauen Anpassungen und gegebenenfalls Richtungswechsel in den Projekten und damit zu einem kollektiven Erfolgserlebnis. Das entspricht auch der von Albert Bandura genannten ersten und stärksten Ressource für Selbstwirksamkeitserwartungen, die der persönlichen Erfahrungen.
- Pauli, Bettina (2009): Bildungslandschaften entwickeln: Konzepte und Verfahren. S.7. https://docplayer.org/77798857-Bildungslandschaften-entwickeln-konzepte-und-verfahren.html, zuletzt gesehen 25.9.2023 ↩︎