Begriffe, die mit „Selbst“ beginnen

Der Begriff „Selbstwirksamkeit“ wirkt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit für viele Menschen lautmalerisch. Ähnlich wie die Begriffe ‚Selbstwert‘ oder ‚Selbstbewusstsein‘. Für mich waren diese Begriffe zunächst allesamt große Geheimnisse, was sicherlich mit der sich noch entwickelnden Fähigkeit zur Reflexion des eigenen Handelns in jungen Jahren zusammenhängt. Mit wachsendem Alter wurden sie in meinem Umfeld mit zunehmender Selbstverständlichkeit eingesetzt, u.a. um Gleichaltrige zu beschreiben. Jede*r schien zu wissen, was sich dahinter verbarg und verfügte wohl auch entsprechend darüber. Mir richtig vermitteln konnte es allerdings auf Nachfragen, die sogleich dann der allgemeinen Belustigung dienten, aber niemand so richtig. Eine der „besten“ Antworten, an die ich mich erinnere, war: „Na, das hat man halt oder eben nicht.“. Sie wurden ähnlich wie Modeworte eingesetzt, ohne allerdings je deren Status zu erreichen. Somit blieben mir die Geheimnisse dieser Wörter noch eine ganze Weile erhalten, bis ich mir die Zusammenhänge selbst ermittelt hatte, um festzustellen, dass jeder Mensch darüber verfügen müsste und zwar auf unterschiedliche Art und Weise. Einige weitere Begegnungen später ergänzten sich diese Wortspektren um den Begriff „Selbstwahrnehmung“, wodurch sich die unterschiedlichen Arten und Weisen über Selbstwert und -bewusstsein zu verfügen nochmal entschieden vermehrten.

Flechten aus Island ©K.P. Engelland 2023
Grenzen der Kooperation? © K.P. Engelland 2023

Dieser kleine Ausflug in meine Biografie im Kontext zu Begriffen, die mit ‚Selbst‘ beginnen, soll hier darauf hinweisen, dass das Verständnis dieser Begriffe nicht selbstverständlich ist. Ein Faktor für das Verständnis ist das Alter. Deutlich wird das an dem Wandel des Körpers insbesondere in der Pubertät, wenn der Umgang mit dem eigenen Körper, den Zugang zur Welt nicht nur durch Kraft und Körpergröße verändert, sondern auch durch den Anspruch der Gesellschaft an das Individuum: Ein Schulabschluss wird empfohlen, eine Berufsausbildung ebenso und das Recht an der Wahl von politischen Vertreter*innen teilzunehmen sowie diverse Führerscheine für Fahrzeuge zu erwerben geht mit der Verantwortungsübernahme für das eigene Handeln vor Gericht einher. Ein weiteres Beispiel sind Veränderungen im Gehirn von Müttern während ihrer ersten Schwangerschaft, die im Rahmen einer Studie durch MRT-Untersuchungen nachgewiesen wurden1. Diese Phase wird im englischen „matrescence“ entsprechend zur „adolescence“ genannt und wird in der deutschen Sprache entsprechend zur „Pubertät“, „Muttertät“ genannt. Beschrieben wird, dass mit diesen Gehirnveränderung im Bereich der grauen Masse, Veränderungen des Sozialverhaltens einhergehen, die auf eine veränderte Selbstwahrnehmung schließen lassen.

Flechten aus Island ©K.P. Engelland 2023
Grenzen der Kooperation? © K.P. Engelland 2023

Ein weites Spielfeld für wissenschaftliche Studien, dass jetzt im Rahmen dieses Blogeintrag nicht im vollem Umfang verfolgt werden sollen. Mein Interesse gilt wie angekündigt der Selbstwirksamkeit und worauf ihre Fachdiskurse stützen, gehe ich im nächsten Blog etwas näher ein.

  1. Hoekzema, Elseline; Barba-Müller, Erika; Pozzobon, Cristina; et al. (2017): Pregnancy leads to long-lasting changes in human brain structure. Nat Neurosci 20, 287–296. https://doi.org/10.1038/nn.4458 [Zugriff: 25.9.2023]
    ↩︎

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