Für diesen Beitrag zum Zukunftslabor und der hier gelebten Kooperation war ich selbst in Bremen vor Ort und habe eine beeindruckende Aufführung der Stadtteiloper 2023 „Odysee zum Mond“ des Zukunftslabor erlebt und mir wurden im Rahmen einer ausführlichen Führung durch das Schul- und Operngelände mit Akteurinnen vor Ort viele Fragen beantwortet. Diese Großproduktion einer Stadtteiloper, ist die neunte seit 2009 in Folge. Einen Eindruck, welchen Aufwand das Netzwerk des Zukunftlabors aus Schülerinnen, Künstlerinnen, Akteurinnen im Quartier und vielen weiteren Beteiligten betrieben hat, erhält man auf dem eigenen Blog von „Odyssee zum Mond“ hier: http://stadtteiloper-bremen.de/
Dieses Zusammenspiel im Netzwerk will ich hier als Beispiel für die Rolle von Selbstwirksamkeit und die Rolle von Ressourcen etwas beleuchten.
2007 wurde in Bremen eine einzigartige Wohngemeinschaft gegründet, bei der die Ressourcen von Kindern und Jugendlichen eine zentrale Rolle spielt: Die zu den angesehensten Orchestern der Welt zählende Deutsche Kammerphilharmonie Bremen (eine GbR eingebettet in eine gGmbH und damit keine Institution des öffentlichen Rechts, wie ein Großteil der professionellen Orchester!) bezieht ihre neuen Probenräume in der Gesamtschule-Bremen-Ost (GSO). Damit wurde eine langjährige Kooperation ins Leben gerufen, die bis heute fortgeführt wird und einen steten Wandel im eigenen Zukunftslabor pflegt. Dieses Labor hat keine festen Räume, es nutzt den gemeinsamen Raum des Schulgebäudes und des umgebenden Sozialraums für seine Arbeit und ist zugleich die Schnittstelle zwischen den hier arbeitenden und lebenden Menschen: den Musikerinnen des Orchesters, den Schülerinnen, Lehrkräften und Mitgliedern der Schulverwaltung sowie den Bürgerinnen und ihren lokalen Initiativen und Vereinen. Dafür ist ein Team von festen Mitarbeiterinnen stabil in diesen Lebensräumen vernetzt. Dieses sind die weniger priveligierten Wohngegenden Osterholz-Tenever, Mahndorf und Vahr, die u.a. von Armut, Gewalt, Diskriminierungen und Abhängigkeiten in beengten Wohnräumen geprägt sind, wo unterschiedliche Vorstellungen von Kultur aus 90 Ländern aufeinandertreffen. Der Nährboden für optimistische Perspektiven in die Zukunft ist unter diesen Umständen nicht einfach zu bearbeiten.
Doch genau das gelingt dieser Kooperation im Alltag zwischen Kunst und Bildung. Nur ein Nebenschauplatz davon ist das Klavier im Schulfoyer, für dessen freie Benutzung keine weiteren Regeln aufgestellt wurden außer, dass jeder hier spielen darf. Die Erfahrungen anderer Schulen in ähnlichen Sozialräumen mit ständig drohendem Vandalismus bleiben trotzdem aus. Stattdessen steht es während der Schulzeit selten still: Schülerinnen bringen sich gegenseitig das Spielen bei, Pausen werden genutzt, um Melodien zu üben oder erfahrenere junge wie alte Pianistinnen genießen die Gelegenheit, um sich dem Genuss ihres Spiels hinzugeben. Diese Offenheit und der Respekt gegenüber unterschiedlichem künstlerischem Spielvermögen ist ein Ergebnis, was von verschiedenen Formaten des Zukunftslabors geprägt wurde. Vor allem werden hier gerne genannt „Melodie des Lebens“, „Club 443 Hz“, „Stadtteiloper“ und „Music Swap Lab“. Was sich genau hinter den einzelnen Titeln verbirgt, beschreibt das Zukunftslabor natürlich selbst am besten auf der eigenen Website www.zukunftslabor.com.